WALTER RIML

Kameramann - Schauspieler - Fotograf

Biografie

Vinzenz, Erich, Walter und Ludovika Riml um 1910

Walter Riml wird am 23.9.1905 in Innsbruck geboren. Seine Familie gehört zum gehobenen Bürgertum der Stadt. Vater Vinzenz Riml ist Oberrevident der K&K Staatsbahnen. Die Familie seiner Mutter Ludovika, geb. Biendl, stammt aus der Nähe von Bozen/Südtirol. Und vor allem durch diesen Familienzweig ist ein sicherlich massgeblicher Einfluss auf Walter Rimls künstlerische und sportliche Ambitionen gegeben. Walters Onkel August Biendl ist Professor an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Innsbruck. An dieser Schule macht Walter später seinen Abschluss als Kunsttischler. Onkel Hans Biendl ist Kaufmann und Gründer des noch heute existierenden Geschäfts ("Bier & Biendl") für kunstgewerblichen Bedarf. Gleichzeitig besitzt er seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts einen fotografischen Verlag, ist geprüfter Bergführer und mit großem Engagement in zahlreichen Innsbrucker Vereinen (Alpinclub Alpenrose, Tourismusclub, Rodelverein, Liedertafel etc.) u.a. als Vorsitzender tätig. Mit seinen Brüdern August, Urban und Josef, auch der letztgenannte geprüfter Bergführer, ist Hans Biendl in seiner Heimat, den Nord- und Südtiroler Bergen vielmals unterwegs. Zahlreiche Fotografien, die er als Ansichtskarten in seinem Verlag reproduziert, sowie Vorträge über seine Bergtouren, z.B. "Monte Cristallo" (1898), zeugen von seinem Engagement. Es ist davon auszugehen, dass der Einfluss der Biendl-Familie und dieses Onkels auf Walters Interessen nicht unerheblich sind. So gehört er u.a. zur "Innsbrucker Skiläufervereinigung". Doch er nimmt auch an zahlreichen Leichtathletik-Wettkämpfen teil und wird 1928 in Wien Juniorenmeister im Hammerwurf. Für seine Leistungen bei den Tiroler Leichtathletikmeisterschaften 1928 wird Walter sogar mit dem Ehrenpreis des Landes Tirol ausgezeichnet.

Doch die 20er Jahre, Walters Jugendzeit, sind Jahre der wirtschaftlichen Depression. Riml muss, trotz seiner fundierten Ausbildung, Gelegenheitsarbeiten annehmen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Als er daher eines Tages hört, dass ein Filmteam am Arlberg einen Skifilm dreht, macht er sich mit Skiern und seinen letzten 10 Schilling auf den Weg um sein Glück zu versuchen. Zunächst weist ihn der Regisseur und Produzent Dr. Arnold Fanck ab. Da bricht bei den Dreharbeiten das hölzerne Bein des Kamerastativs und Ersatz ist nicht zu bekommen. Riml ergreift seine Chance und repariert das Stativ in einer Nacht. Daraufhin engagiert ihn Fanck für den Film „Der große Sprung“ (1926/27) als Skifahrer und Assistent. 

Bereits am Anfang seiner Filmkarriere begeistert sich Walter Riml für das Kamera-handwerk. Seit 1927 erlernt er an der Seite der erfahrenen Kameramänner Sepp Allgeier, Richard Angst und Hans Schneeberger die Technik der Fotografie und Kameraführung und bald gehört er ebenfalls zur anerkannten Riege der Bergfilmpioniere.

Leni Riefenstahl als "Junta" im Film "Das blaue Licht"

Doch zunächst macht er als Schauspieler Karriere im Film „Der weiße Rausch“ (1930). Mit seinem Partner, dem Innsbrucker Skifahrer Guzzi Lantscher als Fietje, verkörpert Walter den langen „Hamburger Zimmermann“ Tetje. Anfang der 30er Jahre geht Walter Riml nach Berlin. Bis Kriegsausbruch ist er ununterbrochen als Kameramann engagiert. Für Arnold Fanck, Luis Trenker, Artur Maria Rabenalt oder Leni Riefenstahl dreht er u.a. in Deutschland, Grönland, Japan, Italien und der Schweiz. 

Herausragend ist seine Arbeit als Standfotograf und 2. Kameramann für Riefenstahls Regiedebut „Das blaue Licht“ (1931).

Neben seinen über 700 (noch erhaltenen) Negativen von Standfotografien und Werkaufnahmen zum Film, stammt auch die weltweit berühmte Fotografie von Leni Riefenstahl als "Junta" im Film von Walter Riml.

Walter Riml in "SOS Eisberg". Aushangfoto. Fotograf unbekannt

1933 ist Walter Riml Mitglied der Fanck´schen Grönland Expedition. Im Fanck-Film "SOS Eisberg" ist der lange Tiroler an der Seite von Leni Riefenstahl, Gustav Diessl und Sepp Rist in der Rolle des Kochs "Fritz Kümmel" besetzt. 

Doch gleichzeitig spielt er in Grönland in dem parallel gedrehten Film "Nordpol - Ahoi!", einer Parodie auf       "SOS - Eisberg", die Hauptrolle. Daneben dreht Riml Dokumentaraufnahmen von Gletscherkalbungen und die Entstehung von Eisbergen.

Nach seiner Rückkehr hält er über seine Arbeit in Grönland auch zahlreiche Dia-Vorträge.

1935 führt ihn ein neuer Auftrag noch einmal nach Grönland. Er organisiert eine eigene Expedition um dort für den Film "Das große Eis - Alfred Wegeners letzte Fahrt" weitere Dokumentaraufnahmen zu machen.

Luis Trenker bei Dreharbeiten zur engl. Fassung von "Der Berg ruft"

Als Kameramann begleitet Walter Riml seinen Entdecker und Mentor Arnold Fanck 1936 nach Japan. Es entsteht der Film „Die Tochter des Samurai“ sowie viele ver- schiedene Dokumentar- und Kulturfilme.

Ein weiteres Resultat der Arbeiten in Grönland und Japan ist sein Bildarchiv mit über 30.000 Negativbildern dieser Reisen. Nach seiner Rückkehr aus Japan engagiert Luis Trenker, Bergfilmspezialist, Regisseur und Schauspieler, Walter Riml für seinen Filmklassiker "Der Berg ruft" (1937). Nochmals holt sich der Regisseur den Kamera- mann für die Komödie "Liebesbriefe aus dem Engadin" (1938). Hier brilliert Riml erneut mit seiner Kamera, in dem er parallel Zug- und Skiaufnahmen zeigt. Die Kamera ist dabei losgelöst von aller Starre, wirkt wie entfesselt. Walter Riml fasst die rasende Kamerafahrt in seinen Bildern gekonnt ein. Eine für damalige Zeiten revolutionäre technische und filmische Meisterleistung.

Dreharbeiten zu "Wintermelodie". Hungerburg/Innsbruck, 1946

Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs ist ihm, im Gegensatz zu seinen Kamerakollegen der „Freiburger Schule“, die Arbeit bei „zivilen“ Filmen nicht mehr möglich. Er wird als „Sonderberichter“ (Kamera) eingezogen. Durch einen Bombenangriff auf Berlin werden später die meisten seiner Filmunterlagen und über 30.000 Negativbilder vernichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet er zu- nächst als Kameramann für die US-Armee. Danach, ab Mitte 1946, ist Walter Riml an der Gründung und am Aufbau des bis heute einzigen Tiroler Filmateliers beteiligt. Gleichfalls engagiert er sich als stellvertretender Obmann in der neu gegründeten Filmgewerkschaft Tirols. Im Tiroler Atelier steht er auch für einen der ersten Nachkriegsfilme Österreichs, dem Film „Wintermelodie“, hinter seiner Kamera. Bei sechs von insgesamt achtzehn im Tiroler Filmatelier produzierten Filmen ist er als Kameramann tätig. Bei der Winterolympiade 1948 in St. Moritz gehört er zum Filmteam für den Dokumentarfilm "Olympia - Kampf ohne Hass".

Als einer der ersten westlichen Kameramänner überhaupt fährt er 1956 in die UDSSR.         Es entsteht die Dokumentation "Wir sahen mit unseren Augen - Russland heute". 

"Gesprengte Ketten". Filmklappe mit Angaben zu Szene und Name

Seit Anfang der 60er Jahre arbeitet Walter Riml auch für Film- und Fernsehproduktionen. So bspw. für die legendäre Vorabendserie „Funkstreife Isar 12“, die beliebte „Versteckte Kamera“ oder die TV-Serie „Unsere Nachbarn im All“ von Professor Heinz Haber. 1962 engagiert ihn John Sturges für den Film "Gespengte Ketten" als Chef des zweiten Kamera-teams. Sein großes Können als Bergfilmer wird für den James Bond Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ nochmals nachgefragt und Riml wird als Spezialist für die Berg- und Schneeaufnahmen engagiert. Seine letzte Arbeit als Kameramann ist im Auftrag des US-Fernsehens die Dokumentation zum Film „Last Valley" (1969).

Altersporträt Walter Riml. Kreidezeichnung von Kaoru Rauter (Melbourne, Australien)

In seinem langen Filmleben war Walter Riml bei weit über 100 Spielfilmen und TV-Produktionen als Kameramann, Standfotograf und Schauspieler engagiert. 

Fast 89-jährig stirbt Walter nach langer Krankheit am 21. Juni 1994 in Steinach am Brenner/Tirol.

 

2005, zu seinem 100. Geburtstag, würdigte die Retrospektive „Fünf lange Beine – Der Kameramann Walter Riml“ im Alfons Graber Museum in Steinach am Brenner sein umfangreiches filmisches Schaffen.

 

Anlässlich des 50. Premierenjuliäums des Films „Gesprengte Ketten“ publizierten wir 2013 seine bis dato unveröffentlichten Fotografien von den Dreharbeiten sowie Dokumente zum Film in dem Fotobildband:

„Behind the scenes... Gesprengte Ketten"

Die Fotografien des Kameramanns Walter Riml

Weitere Einzelheiten finden Sie dazu auf dieser Homepage unter „1962 Gesprengte Ketten“. 

Das Buch ist zu bestellen unter: 

                                                       camera(at)walter-riml.at 

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