... und die beiden Hamburger Zimmerleute
Im „großen Sprung“ konnte Walter Riml als Skifahrer überzeugen und bekommt nun von Regisseur Arnold Fanck eine maßgeschneiderte Rolle auf den Leib geschrieben.
In Fanck´s Film „Der weiße Rausch“ aka „Sonne über dem Arlberg“ (1930/31) mit den Hauptdarstellern, dem legendären Skistar Hannes Schneider, Rudi Matt und Leni Riefenstahl, agiert der 2,05 m große Riml an der Seite des nur 1,54 m großen Guzzi Lantschner. Das ungleiche Duo Riml & Lantschner verkörpert die beiden Hamburger Zimmerleute Tetje und Fietje, die erstmals den Schnee und das Skifahren für sich entdecken. Im Film bewundern sie erstaunt die "Planken" (Skier), an den Füßen der Einheimischen. Fasziniert versuchen sie daraufhin das Skifahren mit Hilfe zweier verschiedener Lehrbücher zu erlernen. Die groteske Situationskomik der beiden avanciert zum Klassiker schlechthin und ihre akrobatischen Fahr- und tollkühnen Sprungkünste begeistern das Publikum.
Und auch der „große“ Charlie Chaplin muss vom „Weißen Rausch“ begeistert gewesen sein!
Der Chaplin-Kenner Fritz Hirzl schreibt dazu auf seiner Homepage: „Charlie Chaplin war geradezu begeistert von diesem Filmwerk, so dass er einige Tage später den Film ein zweites Mal besichtigte.“
Das Kinopublikum liebte das akrobatische Ski-Duo Riml/Lantschner so sehr, dass man die beiden „Hamburger Zimmerleute“ nur ein Jahr später in „Abenteuer im Engadin“ erneut auftreten ließ.
Die Figuren der "Hamburger Zimmerleute" sind ein dramaturgisches Element welches sich seit des Films "Der Weiße Rausch" (1930) über "Abenteuer im Engadin" (1932) bis zum Film "Nordpol Ahoi" (1932/33) wiederholt.
Arnold Fanck schreibt in seinem Buch "Er führte Regie mit Gletschern, Stürmen und Lawinen" über Riml und Latschner: "...meine beiden Hamburger Zimmerleute entpuppten sich dabei als geradezu vollendete Grotesk-Schauspieler. Jedenfalls besser als das so berühmt gewordene Paar von Pat und Patachon."
Der letzte Film mit dem Duo Walter Riml und Guzzi Lantschner, „Nordpol - Ahoi!“ (auch: "Hoppla - Wir Beide!"), gedreht von Andrew Marton während der Grönland-Reise und eine Parodie auf den Fanck-Film „SOS Eisberg“, ist 1934 ein Sensationserfolg. Die Presseberichte der damaligen Zeit kommentieren en Film begeistert.
Die "Licht-Bild-Bühne" schreibt: „So etwas Ur- komisches hat man lange nicht gesehen“...
und der Kritiker der Dessauer Filmbühne meint: „Filmerfolg – Ahoi. Totgelachtes, begeistertes Publikum rief oft und lange nach Riml + Lantschner“...
Der Film muss tatsächlich sehr begeistert haben, denn „Nordpol - Ahoi!“ wird sogar 1936 in Japan aufgeführt!
Leider ist der Film bis heute verschollen.
Und nach „Nordpol-Ahoi!“ gibt es keinen Film mehr mit diesen beiden „Hamburger Zimmerleuten“. Walter Riml erzählt später, dass dies auf Anweisung von Propagandaminister Goebbels geschah, denn der meinte: „Das ist kein deutscher Humor.“ Verständlich wird diese "Anweisung" wenn man weiß, dass die Figuren der Hamburger Zimmerleute vermutlich auf die jüdischen Vaudeville-Künstler Gebrüder Wolf aus Hamburg zurückgehen.
Mehr Fotos und Dokumente zu den Hamburger Zimmerleuten sowie einen youtube Filmausschnitt vom "Weissen Rausch" finden Sie hier: